[DE] ÖPNV-Talk - Nordrhein-Westfalen

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  • @ Bern(ar)d
    Man kann das auch anders & netter formulieren. Hier geht's um keine Debatte um Ost/West sondern um eine Debatte um die Gelder vernünftig zu verteilen. Schließlich kriegen auch andere Bundesländer das Geld.
    NRW hat das größte Infrastruktur-Netz Deutschland's. Bekommt aber nur ein Bruchteil dessen Geldes was es benötigt. Man schaue doch mal bitte nach Düsseldorf wo man eigentlich am besten sieht, wo überall eingespart wird.
    Von bestimmt damals 10 Gleisen der DB sind jetzt dort nur noch 4 Gleise vorhanden weil jedes Gleis eingesparrt werden muss. Man hat vielleicht damals nicht an alle Folgekosten gedacht aber man ging damals beim Bau ja auch davon
    aus dass die heutige Stadtbahn ein größeres Netz verbindet. So sollten viele Städte miteinander verbunden werden durch die Stadtbahn. Doch dann drehte man plötzlich die Geldhähne zu und was ist jetzt? Jetzt haben wir überall
    in NRW Bruchstücke des eigentlich geplanten Stadtbahnnetz. Wieso sind die Tunnel denn in Gelsenkirchen 300m lang ? Weil dort eigentlich eine Stadtbahn fahren sollte, wozu es jedoch nie kam weil eben die Geldhähne zugedreht worden
    sind vom Bund. Und jetzt erreicht man an einigen Stadtbahntunneln eben nicht die gewünschen Fahrgastzahlen oder verfehlt diese nur knapp (Gelsenkirchen als Beispiel) sodass sich das rentiert.


    In Düsseldorf wird auch die neue Stadtbahn nur gebaut (Wehrhahnlinie oder wie das da auch heißt) weil diese mit 90% gefördert wird und Sie diese dringend benötigen und die Rheinbahn ist einer der wenigen Bus&Bahn-Betriebe
    die gemessen an den Fahrgastzahlen in Bezug auf den jährlichen Verlust & Zuschuss eines der am besten wirtschaftlichen Unternehmen. Ich glaube nur -50 Mille im Jahr.


    Zum Vergleich der Zuschüsse gegenüber der Passagiere (PAX):
    Mühlheim: 30 Millionen € = 27 Millionen PAX
    EVAG: 30 Millionen € = 123 Millionen PAX
    Vestische: 25 Millionen € = 63 Millionen PAX
    Rheinbahn 50 Millionen € = 216 Millionen PAX
    Bogestra 33 Millionen € = 141 Millionen PAX


    Dresdener Verkehrsbetriebe: 42 Millionen € = 152 Millionen PAX


    Hier kann man schon gut erkennen dass die Bogestra, Rheinbahn & EVAG ein sehr profitables Geschäft betreiben. Die Vestische ist da eher im Mittelfeld und Schlusslicht aller Betriebe ist Mühlheim mit gerade einmal 27 Millionen Passagiere bei 30 Millionen Zuschuss der Stadt.
    Vor einigen Jahren sahen die Zahlen aufgrund des vorhandenen Geldes noch ganz anders aus (nur mal so am Rand). Im Vergleich zu Dresden (oder auch anderen großen Städten Deutschland's mit Außnahme der großen Touristenstädte) sieht man das hier in NRW deutlich mehr gespart wird und deshalb der Zuschuss sehr gering ausfällt. Hinzu kommt dass die ganzen Zuschüsse fast ausschließlich (laut Jahresbericht) in Leipzig , Dresden, etc. in neuen Strecken oder einen neuen Fuhrpark fließt. Hier fließt fast ausschließlich alles in Wartung & Personal.


    Gruß Kevin

    2 Mal editiert, zuletzt von miki ()

  • Du hast deine Meinung, ich hab meine. Nur auf so eine unfreundliche Art wie du sie hier auftischt hab ich ehrlich gesagt keine Lust mehr auf diese Diskussion.

    Das unterschreibe ich. Bern(ar)d, bitte bleibe in der Diskussion sachlich. Du bist nicht automatisch besser/wertvoller als andere User hier im Forum, darum brauchst du auch nicht so zu schreiben. Sollte das nicht möglich sein, unterlasse bitte eine weitere Teilnahme an dieser Diskussion.

  • Ich gebe dir mal eine Spitze zurück: Die Menschen in NRW waren zu blöde, Rücklagen für ihre Infrastruktur zu bilden. Als man die Stadtbahntunnel großzügig aus Bonn gefördert bekam, griff man ohne Nachdenken zu. Sanierungen sind irgendwann zwingend erforderlich, aber daran dachte man im Bauwahn nicht. Für die Sanierung der Stadtbahntunnel etc. sind die Städte selbst verantwortlich.


    Das stimmt zum Teil. Viele Tunnel sind zu einer Zeit entstanden, als Ost und West noch getrennt waren und die Steuereinnahmen auch der Kommunen vergleichsweise hoch. Man war damals so pessimistisch, dass man nicht damit rechnete, noch eine Wiedervereinigung Deutschlands zu erleben, und so optimistisch, dass man nicht damit rechnete, dass sich die eigene wirtschaftliche Lage so weit verschlechtert. Die Politiker in Bonn sind außerdem Anfang der 90er zumindest öffentlich nicht davon ausgegangen, dass die Solidarpakt-Zahlungen der Kommunen wie auch der Solidaritätszuschlag der Arbeitnehmer selbst 25 Jahre nach der Einheit noch bestehen. Also: Es stimmt, dass nicht hinreichende Rücklagen gebildet wurden und dass die Kommunalpolitik auch was die wirtschaftliche Entwicklung angeht zu kurzsichtig war. Allerdings kamen eben die zusätzlichen Belastungen durch die Einheit noch oben drauf. Bedenke auch, dass NRW bzw. speziell noch das Ruhrgebiet in den 70ern und 80ern noch hochindustrialisiert waren. Bergbau, Stahl, Textil, alles ist danach extrem geschrumpft und in diesem Zuge auch die Steuereinnahmen.


    Schade, dass man euch in der Berufsschule nicht beigebracht hat, dass Investitionen aus einem anderen Topf kommen als laufende Kosten. Selbst wenn man weder den BER oder die Elbphilharmonie gebaut hätte, stünde kein einziger Cent mehr für Sanierungen bereit.


    Das ist ein Politikerargument. Gelder lassen sich auch von einem Topf in einen anderen verschieben. Wenn man es will, dann geht es auch. Fördertöpfe sind ja nicht gottgegeben, sondern werden von unseren gewählten Vertretern in Berlin, Brüssel und den Landeshauptstädten der Bundesländer gebildet.


    Nur ich finde schon, so wie es überall dargestellt wird/ wurde ist NRW im moment ziemlich mit das ärmste Land.


    Also davon sind wir meines Wissens noch recht weit entfernt. Meck-Pomm ist da z.B. deutlich schlimmer dran, das Saarland nach meinem Kenntnisstand auch, Rheinland-Pfalz geht es auch nicht gerade blendend. Das Problem ist ja auch gar nicht, dass das Land NRW so arm wäre, sondern seine Kommunen sind es.


    Komisch, mitten in NRW wird gerade (in Köln und Düsseldorf) an zwei neuen Tunnelstrecken gebaut.


    Mal abgesehen davon, dass du oben selbst andeutest, dass Instandhaltung und Bau aus verschiedenen Töpfen kommen: Köln und Düsseldorf gehören in NRW noch zu den reichen Städten. Mülheim, Duisburg, Gelsenkirchen sind ganz andere Kaliber. Das sieht man diesen Städten auch an, wenn man sie besucht und mit dem recht fein rausgeputzten Düsseldorf vergleicht.


    Man schaue doch mal bitte nach Düsseldorf wo man eigentlich am besten sieht, wo überall eingespart wird.
    Von bestimmt damals 10 Gleisen der DB sind jetzt dort nur noch 4 Gleise vorhanden weil jedes Gleis eingesparrt werden muss.


    Von welchem Düsseldorf sprichst du jetzt? Der Hauptbahnhof ist deutlich größer. Vier Gleise sind dort allein schon für den S-Bahn-Verkehr vorhanden. Davon abgesehen wird die Bahn-Infrastruktur ja nicht von der Stadt Düsseldorf bezahlt, sondern von der DB AG, einem gewinnorientierten Unternehmen im Besitz des Bundes. Die Finanzlage der Stadt hat also auf die Infrastruktur der DB Netz keinen Einfluss.

  • Dass der Verkehrssektor, auch der öffentliche Verkehr, chronisch unterfinanziert ist, sieht jeder ein. Zumindest hab ich hier nichts gegenteiliges gefunden. Alle Diskussionen drehen sich um tatsächliche oder sinnvolle Verteilung. Wie misst man eigentlich Unterfinanzierung? Ist ein 20 oder 60-Minuten-Takt nötig oder sind es 300 oder 1500m Fußweg zur Haltestelle? Das lässt sich ganz leicht zusammenfassen: Das aktuelle Niveau lässt sich aller Voraussicht nach nicht aufrechthalten.


    Ich versuche nicht, bisherige Argumente zu widerlegen, sondern erzähle etwas über ein Thema, mit dem ich mich besonders beschäftigt habe: Dem Regionalzugverkehr. Im Prinzip bezahlt der Bund den Ländern das Geld, was sie für den Fahrplan 1994 gebraucht haben. Dass heute mehr Leute Bahn fahren können, ist stark der Effektivisierung und dem Wettbewerb zuzuschreiben. Obwohl die Förderung des Umweltverbunds im Sinne des Bundes ist, gibt es für den Erfolg nicht mehr Geld. Da das alte Gesetz ausläuft, verhandeln die Bundesländer mit dem Bund über die Höhe der zukünftigen Zahlungen. Manche Minister wollen eine Erhöhung, andere auch eine Umverteilung.


    - NRW argumentiert, dass sie die vollsten Züge haben und sich dringend benötige Entlastungszüge nicht leisten können. Stimmt, aber auf der Infrastruktur ist gar kein Platz.
    - Brandenburg entgegnet, dass in NRW noch viele Fernzüge fahren. Hier müsse man hingegen RE nach Stralsund und Rostock fahren, weil sich die DB weitgehend zurückgezogen hat. Brandenburger Geld muss also für Fernreisende ausgegeben werden und kann nicht gemäß der Landespolitik benutzt werden. An sich stimmt das auch, aber Fernzüge in NRW sind nur potenzielle Alternative. Tatsächlich genutzt wird sie aufgrund des Fahrpreises kaum.
    - Die Leute in Brandenburg müssen weiter fahren, um ihre Ziele zu erreichen. Soll man also überall in Deutschland zur Spezialklinik kommen, kostet das in Brandenburg mehr Geld. Oder der Schülerverkehr, der muss sichergestellt sein. In NRW fahren wenig Schüler Zug. Ein Beispiel aus Brandenburg: Stettin hat 400.000 Einwohner und ist weniger als 150km von Berlin entfernt. Auf der Bahnstrecke gibt es nicht einmal einen durchgehenden 2-Stunden-Takt, nicht einmal das kann man sich leisten. Wie hat man da also die Schüler befördert? Im IC. Genauer: Um 6 Uhr holen 3 Busse die Schüler aus den umliegenden Dörfern zum Bahnhof Tantow. Um 6:36 Uhr hielten die ersten 3 Wagen (Bahnsteig zu kurz) des IC von Stettin nach Amsterdam in Tantow! Mit dem für Schülerfahrausweise freigegebenen internationalen IC ist man dann 40km bis Angermünde gefahren, Ankunft 7:07, Schulbeginn Gymnasium 7:40. Nachdem der IC gestrichen wurde, musste auch dort ein Ersatzzug bestellt werden. Es ging schließlich um die Schülerbeförderung.
    - In Mecklenburg wird auf Strecken mit 3.500 Fahrgästen pro Tag nur ein 2-Stunden-Grundtakt angeboten, weil das Geld in Regionalstrecken fließt ohne die es 100km breite Landstriche ohne Eisenbahn gäbe.
    - In Brandenburg bezahlt das Land SPFV (für Anerkenung Verbundtarif), ein Landkreis bezahlt SPNV, mehrere Gemeinden finanzieren den Busverkehr und die Bürgerbus-Bewegung hatte hier ihren Ursprung.


    Jetzt könnt ihr euch dazu eine Meldung bilden. Ich finde, gänzlich falsch läuft die Verteilung nicht. Aber nochmal, es ging explizit nur um SPNV, nicht um Straßenbahnen.

  • Also dass die Situation dort oben so ist, weiß man natürlich in NRW nicht und du gibst dort einen interessanten Einblick, doch hier bei dir geht es ja um die DB. Außerdem reden wir bei euch über ganz andere Entfernungen wobei ich 3.500 Gäste/Tag nicht wirklich viel finde.


    Bei euch übernimmt der RegionalExpress ja eine Städteübergreifende Wirkung und verbindet diese auf lange Distanz. Die S-Bahn dagegen in Berlin als Beispiel den Nahverkehr.
    Hier sieht das ganze jedoch deutlich anders aus. Der RegionalExpress übernimmt die Verbindung von Großstadt zu Großstadt die hier direkt alle nebeneinander liegen.
    Die S-Bahn übernimmt größtenteils die Krümmel dazwischen. Unsere Stadtbahn dagegen übernimmt eigentlich erst die Aufgabe die bei euch die S-Bahn übernimmt.
    Sie verbindet alle großen Stadtteile miteinander und fährt auch zwischen den Großstädten (Beispiele: Düsseldorf-Duisburg | Duisburg-Mühlheim | Mühlheim-Essen | Essen-Gelsenkirchen | Gelsenkirchen-Bochum | Bochum - Herne)
    Jede Großstadt hat ein Verkehrsnetz (Berlin/München/Hamburg/etc.) wo die S-Bahn die Stadtteile miteinander verknüpft. Hier übernimmt das halt eben die Stadtbahn.
    Aber eben genau diese Stadtbahn bekommt weniger Geld als die DB obwohl die die Funktion der eigentlichen S-Bahn übernimmt und das Ruhrgebiet als ganzes gesehen, ist eine riesige Metropole.


    Zwischen 15 und 20 Uhr möge mal einer zwischen Düsseldorf und Essen oder Düsseldorf und Dortmund fahren. Egal mit welchen Verkehrsmittel.
    Autobahn = gnadenlos überlastet mit rund 200km Stau täglich.
    Stadtbahn = Total überfüllt und permanente Defekte lassen die Bahnen ausfallen
    S-Bahn = Nungut wenn man in den Krümmelregionen wohnt dann geht das klar
    Regionalexpress = Völlig überlaster (speziell die RE-Linien zwischen Essen & Düsseldorf platzen aus allen Nähten)


    Und jetzt kommt das beste: Ab 2018 werden noch mehr Gelder gestrichen

    :thumbup:


    Applaus Applaus, jeder darf sich jetzt ausmalen was dann los ist

    :D


    Gruß Kevin

  • Wenn ich mir den SPNV angucke, als normaler Fahrgast finde ich es schon irgendwie merkwürdig wie alles verteilt ist. In Bayern zB fahren Loks mit zehn Waggon, wobei keiner wirklich voll ist, in NRW zB hat man dort dann RE Linien, die chronisch überfüllt sind, mit deutlich weniger Kapazität.
    Wie es da jetzt in anderen Gegenden aussieht, kann ich nicht beurteilen.

  • Zitat

    Mühlheim: 30 Millionen € = 27 Millionen PAX


    Zitat

    Schlusslicht aller Betriebe ist Mühlheim


    Zitat

    Duisburg-Mühlheim


    Ich will mal kurz was dazwischenschieben: Den Mü(h)lheim-Fehler machen zwar viele und er ist sogar schon mal der DB bei einer ICE-Taufe passiert, aber darf ich es eigentlich bedenklich finden, wenn selbst ich weiß, dass es "Mülheim an der Ruhr" und nicht "Mühlheim an der Ruhr" heißt und jemand, der da in der Nähe wohnt, nicht?

  • Außerdem reden wir bei euch über ganz andere Entfernungen wobei ich 3.500 Gäste/Tag nicht wirklich viel finde.

    Gegenfrage: Welche Strecke in NRW wird überhaupt nur alle 2 Stunden bedient? Normalerweise werden Strecken mit so vielen Fahrgästen alle 30 bis 60 Minuten bedient (z.B. Wesel - Emmerich).


    Die Argumentation mit der Aufgabe der Stadtbahn als Zugersatz teile ich weder für Berlin noch für Brandenburg. Aber ja, prinzipiell müsste man dort ansetzen, wenn man das bestehende System infrage stellen will.


    @Foob: 10 Wagen sind selbst in Bayern ungewöhnlich, gibt es wahrscheinlich gar nicht mehr. Aber im Prinzip geht das nur durch überlange Bahnsteige, die es woanders nicht gibt. Volle Züge sind häufig eine Folge von knapper Infrastruktur.

  • Das unterschreibe ich. Bern(ar)d, bitte bleibe in der Diskussion sachlich. Du bist nicht automatisch besser/wertvoller als andere User hier im Forum, darum brauchst du auch nicht so zu schreiben. Sollte das nicht möglich sein, unterlasse bitte eine weitere Teilnahme an dieser Diskussion.


    Es ist nicht meine Absicht unfreundlich zu sein. Beleidigungen - ausgerechnet der von dir zitierten Person - lasse ich mir aber nicht gefallen. Da bitte ich um Verständnis.



    Ich habs privat schon tausend mal gesagt, dass der Osten so langsam mal das Geld wieder zurück schicken kann, wodurch unsere Straßen mal wieder in Schuss gebracht werden können. Und selbst wenn unsere Straßen wieder i.O. sind, sollte immer noch genügend übrig sein um das Untergrund netz zu sanieren. Die ganzen Menschen in Berlin sind einfach nur zu geld geil...


    Der Text ist wenig zielführend und mir zu herbe. Solche Töne kennt man eigentlich nur vom Stammtisch.




    Das stimmt zum Teil. Viele Tunnel sind zu einer Zeit entstanden, als Ost und West noch getrennt waren und die Steuereinnahmen auch der Kommunen vergleichsweise hoch. Man war damals so pessimistisch, dass man nicht damit rechnete, noch eine Wiedervereinigung Deutschlands zu erleben, und so optimistisch, dass man nicht damit rechnete, dass sich die eigene wirtschaftliche Lage so weit verschlechtert. Die Politiker in Bonn sind außerdem Anfang der 90er zumindest öffentlich nicht davon ausgegangen, dass die Solidarpakt-Zahlungen der Kommunen wie auch der Solidaritätszuschlag der Arbeitnehmer selbst 25 Jahre nach der Einheit noch bestehen. Also: Es stimmt, dass nicht hinreichende Rücklagen gebildet wurden und dass die Kommunalpolitik auch was die wirtschaftliche Entwicklung angeht zu kurzsichtig war. Allerdings kamen eben die zusätzlichen Belastungen durch die Einheit noch oben drauf. Bedenke auch, dass NRW bzw. speziell noch das Ruhrgebiet in den 70ern und 80ern noch hochindustrialisiert waren. Bergbau, Stahl, Textil, alles ist danach extrem geschrumpft und in diesem Zuge auch die Steuereinnahmen.


    Absolut richtig. Dem kann man nur noch hinzufügen, dass der Stadtbahnbau auch von der damals auf Landesebene allein herrschenden SPD als Instrument für den Arbeitsmarkt gesehen und genutzt wurde. Das Zechensterben begann ja schon vorher und mit dem Bau der Tunnelstrecken konnte man vielen Leuten Arbeit geben. Problematisch dabei war, dass die Kommunalpolitiker dabei oft nicht weiter dachten, als der Blick von der berühmten Kirchturmspitze reicht. Ansonsten wäre nicht soviel inkompatibles Stückwerk entstanden. Es fehlt dabei auch oft an oberirdischen Zulaufstrecken, die die Tunnel erst füttern und damit einen Sinn geben.



    Das ist ein Politikerargument. Gelder lassen sich auch von einem Topf in einen anderen verschieben. Wenn man es will, dann geht es auch. Fördertöpfe sind ja nicht gottgegeben, sondern werden von unseren gewählten Vertretern in Berlin, Brüssel und den Landeshauptstädten der Bundesländer gebildet.


    Nee, so einfach ist die Welt nicht. Die Investitionsquote ist ein wichtiger Konjunkturfaktor. Da kann man mal nicht eben locker Gelder umverteilen. Die Folgen wären fatal. Es gibt auch keinen Grund, warum Hamburg+Elbphilharmonie da dauernd mit reingezogen wird.



    Mal abgesehen davon, dass du oben selbst andeutest, dass Instandhaltung und Bau aus verschiedenen Töpfen kommen: Köln und Düsseldorf gehören in NRW noch zu den reichen Städten. Mülheim, Duisburg, Gelsenkirchen sind ganz andere Kaliber. Das sieht man diesen Städten auch an, wenn man sie besucht und mit dem recht fein rausgeputzten Düsseldorf vergleicht.


    Ich weiß was du meinst. Aber dann soll man sich in Geldfragen zuerst einmal an Düsseldorf halten.

    ;)


    Natürlich ist der ÖPNV in Deutschland chronisch unterfinanziert und da muss auch was getan werden. Aber nur nach Hilfe vom Bund schreien ist nicht alles. Der Erhalt des Status quo führt sonst in den nächsten Jahrzehnten in schöner Regelmäßigkeit immer wieder zu den gleichen Problemen.

  • Gegenfrage: Welche Strecke in NRW wird überhaupt nur alle 2 Stunden bedient?


    Innerhalb der Woche fallen mir im näheren Ruhrgebietsumkreis nur die RB M'Gladbach - Dalheim (teils auf 60-Min-Takt verdichtet) sowie die Strecke Bestwig - Winterberg, an Wochenenden kommt der Streckenabschnitt Fröndenberg - Neuenrade dazu, dafür fahren die Züge nach Winterberg dann stündlich.


    An den Grenzen zu anderen Bundesländern gibt es noch die eine oder andere Strecke im Zweistundentakt, wenn ich mich nicht irre, aber das sind dann tatsächlich nur irgendwelche Milchkannenbummelzüge.

  • Nee, so einfach ist die Welt nicht. Die Investitionsquote ist ein wichtiger Konjunkturfaktor. Da kann man mal nicht eben locker Gelder umverteilen. Die Folgen wären fatal. Es gibt auch keinen Grund, warum Hamburg+Elbphilharmonie da dauernd mit reingezogen wird.


    So ganz schlau werde ich aus dieser Aussage nicht. Investiert wird ja in beiden Fällen, egal ob nun in den Neubau von irgendwas oder in den Erhalt. In beiden Fällen entstehen Jobs bzw. sie bleiben erhalten und Firmen verdienen daran.


    Ich weiß was du meinst. Aber dann soll man sich in Geldfragen zuerst einmal an Düsseldorf halten.

    ;)


    Das machen die betroffenen Städte ja auch. Nur die Landesregierung verweist dann auf den Bund.
    Dass es 25 Jahre nach der Wiedervereinigung fragwürdig ist, dass verarmte westdeutsche Kommunen noch immer Gelder an ostdeutsche Kommunen überweisen müssen, deren Infrastruktur ja nun wirklich weit über dem Niveau von 1989 ist, während bei den besagten westdeutschen Kommunen die Infrastruktur ziemlich heruntergekommen ist, unterschreibe ich in jedem Fall sofort. Eine Rückzahlung durch Ost-Kommunen, wie hier gefordert, halte ich jedoch ebenfalls für Blödsinn. So gut geht es denen nämlich auch nicht. Doch wir brauchen unsere Infrastruktur hier auf jeden Fall, denn NRW ist sehr dicht besiedelt und hier leben mehr Menschen als in jedem anderen Bundesland. Darum wäre es sinnvoll, diese Zahlungen zu streichen oder sie, wenn man unbedingt so einen Transfer will, wenigstens wie beim Länderfinanzausgleich ausschließlich auf Basis der Finanzlage der Kommunen zu machen. D.h. arme Städte im Westen und Osten bekämen Zahlungen von reichen Städten im Westen und Osten. Die derzeitige Unterscheidung nur auf Basis geografischer Merkmale ist aber die schlechteste Lösung.

  • Zitat von »miki«



    Außerdem reden wir bei euch über ganz andere Entfernungen wobei ich 3.500 Gäste/Tag nicht wirklich viel finde.
    Gegenfrage: Welche Strecke in NRW wird überhaupt nur alle 2 Stunden bedient? Normalerweise werden Strecken mit so vielen Fahrgästen alle 30 bis 60 Minuten bedient (z.B. Wesel - Emmerich).


    Der RB45 Dorsten-Coesfeld wird am Wochenende glaub ich auch nur im 2.Std Takt befahren.


  • So ganz schlau werde ich aus dieser Aussage nicht. Investiert wird ja in beiden Fällen, egal ob nun in den Neubau von irgendwas oder in den Erhalt. In beiden Fällen entstehen Jobs bzw. sie bleiben erhalten und Firmen verdienen daran.


    Ich will jetzt keine hochkomplizierte und furztrockene finanz- und fiskalpolitische Diskussion auslösen und führen, aber der Unterschied zwischen "Werte schaffen" und "Werte erhalten", sollte für jeden verständlich sein.

    ;)


    Zwar hat NRW die meisten Einwohner in Deutschland, aber danach kannst du nicht alleine gehen. Ansonsten entvölkerst du ganze Landstriche. Die Wanderung von Ost nach West ist heute schon beträchtlich und bedenklich.

  • Okay, es sind tatsächlich mehr Strecken als ich auf'm Kieker hatte. Sie haben aber nur um die 1.000 Fahrgäste im Querschnitt. Anschaulicher: Strecken im 2-Stunden-Takt werden vielerorts mit 1-2 Dieseltriebwagen gefahren. In Mecklenburg können das 5 Dostos sein.


    Wenn man gemein ist, könnte man jetzt sagen, NRW sollte solche Strecken stilllegen, um auf den Strecken mit 70.000 Fahrgästen Entlastungszüge zu bestellen. In der Praxis würde das aber gar nicht funktionieren.

  • Eben, in NRW bringt es nicht's mehr Züge zu kaufen. Wie ich bereits 2-3 Seiten vorher gesagt habe ist man in Düsseldorf von ehemals 10 Gleisen auf 4 Stammgleise zurückgefahren (zwischen Duisburg und Düsseldorf). Darüber muss der S-Bahn, RE und ICE-Verkehr fließen der ja jetzt schon bereits überlastet ist. Jetzt baut man nachdem man zwei Gleise eingesparrt hat wieder zwei Gleise auf um den neuen RRX fahren lassen zu können ( http://www.rrx.de/ ).
    Aber auch diese Strecke ist dann nur für den RRX vorgesehen und nicht für die anderen Bahnen.


    Man hat jetzt jahrelang eingesparrt wo es geht. Jetzt sind wir an einen Punkt angekommen wo noch mehr sparen nicht mehr geht. Die Städte können nicht mehr sparen, Land weiß doch auch nicht mehr wo es sparen soll.
    Die Infrastruktur bricht doch langsam hier völlig zusammen. Beste Beispiel sind die Stadtbahnen und ganz vorne dabei die A1-Brücke bei Leverkusen.


    Gruß Kevin

  • Kevin, Du vergisst den teilw. desolaten Zustand der Bahnhöfe. Ich erwähne mal Rheydt Hbf oder Diusburg Hbf. Schön ist anders.