50 Jahre ist der 94er/ 149er/ M49er nun schon und wird am Sonnabend mit einer Tradifahrt der ATB "geehrt".
Das soll Anlass sein, diese Linie ein wenig näher zu betrachten:
Als am 24. Januar 1966 die letzten Straßenbahnen der Linien 75 und 76 in die Hallen des Betriebshofes Charlottenburg einrückten, galt die Zukunft entlang der Heerstraße dem Bus. Der 94er wurde eingeführt. Er fuhr als Schaffnerlinie mit Wagen vom Typ D2U vom Reimerweg, die Heerstraße und Kantstraße, entlang bis zum Bahnhof Zoo. Eigentlich nichts aufregendes, doch diese Linie hat im Gegensatz zu ihrer recht eintönigen Strecke viele Besonderheiten im Lauf ihrer Jahrzehnte erlebt: Schon am 1. Oktober 1967 wurde diese Linie geflügelt. Ein Teil der Fahrten führte vom Zoo weiterhin zum Reimerweg, der andere Teil der Fahrten ging aber neu zur Adamstraße. Erst am 1.5.1969 erhielt dieser Linienteil die Nummer 92 und wurde eigenständig. Die Linien 92 und 94 bildeten nun für die nächsten 15 ½ Jahre ab Alt-Pichelsdorf Richtung Osten ein Linienpärchen. Ab Alt-Pichelsdorf Richtung Westen war der ebenfalls am 24. Januar 1966 eingeführte 97er die passende Zwillingslinie. Diese Überlagerung führt zu der kuriosen Situation, dass man mit einer Zeitkarte, die die Linien 92 und 97 beinhaltete, den kompletten 94er abfahren konnte. Die Benutzung paralleler Linien war nämlich erlaubt und die Kombination 92 und 97 soll gar nicht so selten gewesen sein.
Zwischen dem 28. Mai und dem 3. Juni 1968 fand das Deutsche Sport-und Turnfest im Berliner Olympiastadion statt. 60-80 Wagen waren da auf der Heerstraße als 94E unterwegs. Das dürfte bis heute einen Rekordwert in Berlin darstellen. Generell war auf dem 94er immer viel los. Bei großen Veranstaltungen in der Waldbühne oder dem Olympiastadion waren manchmal Wagen von allen Betriebshöfen unterwegs. Das gleiche gilt für große Messen unter dem Funkturm. Der 94er war damit die internationalste Linie in ganz Berlin und später als einzige Berliner Linie auf allen Broseband- und ANNAX-Zielverzeichnissen aufgeführt. Die deutsch-deutsche Teilung hatte auch auf den 94er Einfluss:
Zu den Passierscheinabkommen an Ostern und Pfingsten 1972 ließ man extra E-Wagen vom Reimerweg zur Grenzübergangsstelle Staaken fahren. Am 1. Oktober 1977 wurden die Linien 92 und 94 dann Einmannbetrieb umgestellt und von nun an bestimmten die Typen DE und SD die beiden Linien. Generell war der 94er eine Art Vorzeigelinie für den Betriebshof Spandau und wurde gerne mit den modernsten Wagen bestückt.
Als am 1.10.1984 das Spandauer Busnetz umgestaltet wurde, wurde der 94er auf dem größten Teil der Heerstraße zum „Einzelkämpfer“.
Ging man anfänglich davon aus, dass die U7 der Heerstraße eine Menge Fahrgäste abziehen würde, so musste man schnell nachsteuern.
Im Berufsverkehr fuhren die Wagen alle 5 Minuten. Als Ende 1989 die Mauer fiel, war der 94er eine wichtige Verbindung von Staaken in die City-West. Durch seine gradlinige und einfache Strecke bot er sich geradezu als „Spielwiese“ für die Solidaritätsbusse an. Zum Katholikentag 1990 - so berichteten die Berliner Verkehrsblätter – war der 94er die „wohl bunteste Linie Berlins“ in Sachen Wageneinsatz.
Am 2.6.1991 wurde er in 149 umbenannt und erhielt - seinem Status als City-Verbindung gerecht werdend - eine Nummer aus dem 40er-Bereich. Obwohl Weststaaken seit dem 3.10.1990 wieder zu Spandau gehörte, wurde die westliche Heerstraße erstmals am 29.5.1994 befahren.
Der 94er/ 149er wurde damit erstmal seit über 25 Jahren streckentechnisch verändert. Bis zum 14.10.1995 wurde noch eine Endhaltestelle im Nennhauser Damm angefahren, die musste aber, da sie auf Privatgelände lag und der neue alte Besitzer (Rückübertragung) Geld haben wollte, wurde der 149er zur Heerstraße Ecke Nennhauer Damm zurückgezogen (der 132er bis Krankenhaus Staaken). Am 15.10.2015 jährte sich also die letzte Streckenänderung zum 20. Mal. Ab 1995 kamen die DN auf den 149er und bald darauf auch die O 405 GN2.
Am 28.5.2006 wurde der 149er zum M49er samt Nachtverkehr Zoo <> Reimerweg. Ab 2007 kamen dann die polnischen Solaris vermehrt zum Einsatz und diese werden gerade nach und nach von den Scanias abgelöst. Trotz seiner streckenmäßigen Eintönigkeit ist der 94er/ 149er/ M49er doch eine recht interessante Linie, die auch „geschichtsmäßig" mitgespielt hat.
Für die Freunde der Currywurst:
Herta Heuwer hat im Jahre 1949 ganz in der Nähe der Haltestelle Kaiser-Friedrich-Straße/ Kantstraße die Currywurst erfunden.