Das Olympus LS-3, der neue PCM-Rekorder von Olympus ist eine Art Chimäre zwischen den bisherigen Modellen der Olympus DM- und LS-Reihe. Das Beste aus beiden Welten soll hier miteinander verbunden werden: Hochwertige PCM-Aufnahmen und kleine Baugröße. Zusätzlich bietet das LS-3 einige neue Features. Beispielsweise ein drittes, zuschaltbares Mikrofon mit Kugelcharakteristik, das auch tiefe Frequenzen bis 20Hz gut auflösen kann. Der Preis ist mit 169 Euro angenehm niedrig angesetzt. Lesen und hören Sie hier unseren ausführlichen Test- und Erfahrungsbericht.
Optik und Haptik
Das Olympus LS-3 liegt, wie auch seine Vorgänger, sehr gut in der Hand und ist Olympus-typisch hochwertig verarbeitet. Über das Aussehen kann man sich natürlich streiten, aber nach unserem Eindruck ist der LS-3 deutlich frischer gestaltet und hat eine handschmeichelnde Haptik.
Angenehm klein ist er: nur noch 112 x 39,8 x 15,9 mm, was ziemlich genau den Maßen der DM-Reihe entspricht. Das kleine Format bringt aber auch Gewichtsvorteile: 90g bei eingelegten Batterien ist wirklich sehr leicht. Man traut ihm solche Qualität auf den ersten Blick fast nicht zu.
Der eingebaute Speicher hat eine Größe von 4GB und ist wie üblich durch microSD-Karte erweiterbar. Gelungene Verbesserung: Der microSD-Kartenschacht ist, wie fast das gesamte Gerät, aus Metall und auf einem Scharnier gelagert (man will ihn stetig auf und zuklappen, weil er so toll sitzt). Der LS-3 steht mit seiner guten Verarbeitung mit dem LS-11/LS-5 und DM-550 auf einer Stufe.
Auch an der intuitiven Bedienlogik der Vorgängermodelle hat sich nichts verändert - in Bezug auf die Anordnung der Bedientasten sogar noch leicht verbessert. Einzig das Aussteuerrädchen an der Seite, das man vom LS-11/LS-5 kennt, ist den Verkleinerungsbemühungen zum Opfer gefallen. Ausgesteuert wird über das zentrale Bedienkreuz auf der Vorderseite. Das Gerät selbst gibt auf Wunsch eine Sprachführung (über 15 verschiedenen Sprachen) bei der Bedienung aus. Das erleichtert die Nutzung auch ohne Blick auf das Display.
Aufnahmequalität
Die beiden bisherigen Spitzenreiter bei Interview- und Musikaufnahmen im Preisbereich bis 200 Euro waren nach unseren Vergleichstests eindeutig das LS-5 und das DM-550. In Punkto Aufnahmequalität haben wir das LS-3 natürlich an diesen gemessen.
Für die Aufnahme hat man die Wahl zwischen den Formaten WAV, MP3 und WMA. WAV wird bis 24 bit/ 96 KHZ unterstützt, eine Mono-Aufnahme ist mit 41.1kHz möglich. Das alles kann das DM-550 nicht. Die MP3-Aufnahme unterstützt wie gewohnt Auflösungen von 64kbps mono bis 320kbps stereo. Wie bei der alten LS Reihe üblich, kann das LS-3 auch als USB-Mikrofon genutzt werden (dann aber nicht zeitgleich als Laufwerk am Rechner fungieren).
Besonders und neu ist das dritte Mikrofon, das sofort ins Auge fällt. Aber kann man dieses überhaupt wirkungsvoll hören? Wir waren zunächst skeptisch, ob es wirklich eine Qualitätsverbesserung bringt. Das gleiche gilt für die Wirkung der Zoom-Funktion. Daher haben wir einige Probeaufnahmen angefertigt, mit denen Sie die Wirkung der Effekte und des Zusatzmikros und den Vergleich zum LS-5 selbst nachvollziehen können:
Frühlingsregen. Wie wirkt die entfernte Autobahn?
Olympus LS-3, Zusatzmikrofon ausgeschaltet (download)
Olympus LS-3 mit Zusatzmikrofon (download)
Zum Vergleich: Olympus LS-5 (download)
Grillen in der Stadt.
Olympus LS-3 (download)
Olympus LS-3 mit Zusatzmikrofon (download)
Zum Vergleich: Olympus LS-5 (download)
Hier ein Vergleich in einer Gesprächssituation:
Olympus LS-3 Gespräch (download)
Olympus LS-3 Gespräch mit Zusatzmikrofon (download)
Das LS-3 bietet viele einstellbare Stereo-Charakterisiken. Hier beispielhaft die weiteste und engsten Charakteristik:
Olympus LS-3 Wide 3 (download)
Olympus LS-3 Zoom 6 (download)
Weitere Vergleichsaufnahmen, die wir bei einem Live Konzert aufgenommen haben, finden Sie hier: http://www.audiotranskription.de/Tess_Wiley
Nach unseren Probeaufnahmen können wir feststellen: Das Zusatzmikrofon bringt nicht per se eine bessere Aufnahmequalität, es ist aber eine gute Möglichkeit, die Klangcharakteristik zu beeinflussen.
Das Zusatzmikrofon macht den Klang insgesamt voluminöser und kräftiger. Tiefe Frequenzen wirken „näher dran“. Sehr angenehm macht sich dies bei Gesprächen bemerkbar. Die Stimmen wirken sehr dicht und sind dadurch gut verständlich. Bei Ambiente-Aufnahmen rücken tiefe Frequenzen wie Straßenverkehr oder ähnliches mehr in den Vordergrund.
Welches Klangbild „besser“ ist, hängt vom Ziel der Aufnahme ab. Eher „luftig und natürlich“ oder „füllig und nah“. Das Schöne daran ist: Sie selbst haben die Wahl und können mit nur einem Gerät so deutlich unterschiedliche Aufnahmen der gleichen Situation erzeugen.
Wer die gute Aufnahmequalität der LS-Reihe kennt, wird auch hier nicht enttäuscht. Die Klangcharakteristik ist bekannt differenziert und natürlich. Der große Bruder des LS-3, der LS-5 klingt jedoch noch etwas realistischer/detailgetreuer. Das Eigenrauschen hingegen ist beim LS-5 stärker ausgeprägt, hier ist der LS-3 doch hörbar besser (vorallem bei den Grillenaufnahmen gut zu hören).
Neue und verbesserte Funktionen
Der LS-3 verfügt über viele Funktionen, die wir bereits im Olympus DM-550 zu schätzen gelernt haben und teilweise in der LS-Reihe vermisst hatten. In vielen Teilen sind diese Funktionen noch einmal deutlich verbessert worden. Statt einer einfachen Auflistung der Funktionen daher hier ein gleichzeitiger Vergleich zum fast gleich teuren DM-550. Unserer Meinung ist fast jedes neue Feature ein Argument für das Olympus LS-3.
Sehr gute Stereoaufnahme bieten beide Geräte – Ein optionales Mikrofon für den Bassbereich bringt das LS-3 mit. Ob man die bassige Charakteristik mag, ist fast schon egal, wenn man es zum nahezu gleichen Preis dazu bekommt und es auch deaktivieren kann.
Peak-Anzeige – Wenn die Aufnahme übersteuert, leuchtet beim DM-550 eine rote LED. Beim LS-3 ist die Anzeige sogar getrennt für den linken und rechten Stereokanal.
Pre-Record-Buffer - Die Aufnahme des LS-3 kann bereits zwei Sekunden bevor der Aufnahmeknopf gedrückt wurde stattfinden.
Mikrofoncharakteristik – Die Mikrofoncharakteristik ist im LS-3 nun in 10 Stufen zwischen weit und eng (Zoom) regelbar. Das ist mehr als man benötigt, aber die Einstellung ist durch eine schöne Grafik im Display benutzerfreundlich justierbar.
LowCut Filter – Zum Herausfiltern von tiefen Brummgeräuschen z.B. durch Beamer oder Straßenlärm verfügen beide Geräte über einen LowCut Filter. Beim LS-3 kann man sogar wählen ob dieser Filter unter 100Hz oder unter 300Hz beschneiden soll.
Übersteuerungsschutz – Als Schutz für Übersteuerung lässt sich beim LS-3 ein Limiter einschalten, der bei drohender Übersteuerung das Eingangssignal herunter pegelt. Zusätzlich ist auch ein Kompressor einschaltbar, der die Dynamik des Eingangssignals beschränkt und so als Übersteuerungsschutz für Musik mit hohem Schalldruck dient.
Wie im DM550 sind verschiedene Sets von Aufnahmeeinstellungen speicherbar, was praktisch ist, wenn wiederholt in einem bestimmten Setting aufgenommen wird.
Automatisierte Aufnahme bietet das LS-3 in zwei Varianten. Wenn VCVA aktiviert ist, wird eine Aufnahme begonnen sobald ein festgelegter Lautstärkepegel vorhanden ist. Dies kannten wir schon aus dem DM-550. Die zusätzliche Funktion Voice Sync Recording basiert auf demselben Prinzip, legt jedoch nach jeder Stille-Pause eine neue Datei an. Das ist sinnvoll zum Beispiel bei Telefoninterviews mit unserem Telefonadapter, um jedes Gespräch automatisch eine neue Datei aufnehmen zu lassen.
Die Akkus lassen sich wie bei der DM-Reihe mit einem USB-Kabel aufladen - eine schöne und gute Funktion, die den LS-Geräten bisher fehlte. Die Akkus halten dann im PCM-Modus ca. 30 Stunden - das ist auch für den Poweruser sicher sehr gut dimensioniert. Das LS-3 kommt beim Laden zudem ohne umständliches Halten der Stopp-Taste aus. Einfach anschließen, das Display meldet sich automatisch und erleichtert einem die Wahl zwischen "USB-Verbindung" oder "Aufladen".
Stativgewinde haben beide Geräte – der DM-550 allerdings nur in einer etwas sperrigen Tasche. Beim LS-3 ist es via Metallgewinde fest im Gerät verbaut.
SD-Kartenfach ist bei beiden vorhanden, beim LS-3 klappt dies jedoch sanft an einem Metallscharnier auf, während es beim DM-550 an einer einfachen Plastiklasche hängt.
Batteriefachabdeckung – Auch die kann beim LS-3 nicht verloren gehen, da sie an einem Scharnier fest mit dem Gehäuse verbunden ist.
Lieferumfang
Im Lieferumfang ist ein USB-Kabel, die Sonority-Software, 2 Akkus, eine Neoprentasche und ein einfacher Kunststoffwindschutz, der allerdings nur bescheidenen Schutz gegen Wind gewährleistet. Beim Außeneinsatz brauchen Sie einen Fellwindschutz!
Zudem gibt es von Olympus einen passenden Fellwindschutz (WJ2), den es ebenfalls nur in unserem Shop gibt.
Fazit
Neben Musikaufnahmen eignet sich das LS-3 wirklich sehr gut für Interviews, Pressesitzungen, Gruppenaufnahmen, Vorlesungen und kleine Podcasts. Im Preisbereich bis 200 Euro gehört das LS-3 zu den aktuell besten Aufnahmegeräten. Sowohl bezüglich Handling, Funktionsumfang, Verarbeitung, Batterielaufzeit als auch der Aufnahmequalität ist es für uns eindeutig eine Kaufempfehlung!
Alternativen
Alternativ ist das LS-5 zu nennen, das dann eher zum Einsatz kommt, wenn ein größeres, besser greifbares Gerät und größeres Display gewünscht wird und zudem eher Atmoaufnahmen gemacht werden. Es lässt sich über den optionalen Fellwindschutz deutlich besser gegen Windgeräusche abschirmen. Die Aussteuerung lässt sich zudem über ein Drehrad am LS-5 angenehmer regulieren.
Wem 169 Euro doch zu kostspielig sind und wer das Gerät lediglich für Interviews oder Sprachaufnahmen nutzen möchte, sollte sich einmal das Olympus DM-650 näher anschauen. Dieses liefert ähnlich gute Aufnahmen für rund 139 Euro, verfügt allerdings über etwas weniger Funktionen.
Wer eine deutlich professionellere Aufnahmequalität sucht, muss tiefer in die Tasche greifen und sollte mal beim Sony D-50 (569 Euro) vorbeischauen.
Videos und technische Daten
Hier gibt es zwei Produktvideos von der NAMM 2011 für einen Live-Eindruck:
http://www.youtube.com/watch?v=dvG99B4LtLM
http://www.youtube.com/watch?v=YU5yZRYw660
Das sagen andere zum LS-3:
Schöner Bericht (Link) von Lars zum LS-3 mit folgenden Fazit: "Mit dem Olympus LS-3 ist ein interessanter Recorder im sehr praktischen, kompakten Format auf den Markt gekommen. Die einfache Handhabung, die intuitive Bedienung und ein edles Äußeres runden das neueste Olympus Produkt ab. Lobenswert ist die mehrsprachige Bedienungsanleitung, die verständlich und nachvollziehbar geschrieben ist. Das beiliegende Zubehör ist praktisch, bemängeln muss ich lediglich das fehlende Netzteil. Da man die Akkus aber auch am Rechner via USB aufladen kann, ist dieser Fakt aber verschmerzbar. Im Hinblick auf die Klangqualität zeigt die Aufnahme der akustsichen Gitarre, was der Recorder kann und empfiehlt ihn in jeder hinsicht für Musikschaffende, aber auch Journalisten und Professoren. Bei einem Marktpreis zwischen 180 und 190 Euro ist das Preis-Leistungs-Verhältnis als hervorragend einzustufen."
Im Spoiler befindet sich ein Testergebns von Audiotranskiption.de
Ich hoffe damit konnte ich helfen.